Lächelnd durch die Große Depression: Von dieser TV-Familie können wir Krise lernen (2024)

50 Jahre „Die Waltons“

Lächelnd durch die Große Depression: Von dieser TV-Familie können wir Krise lernen

Lächelnd durch die Große Depression: Von dieser TV-Familie können wir Krise lernen (1)

Die Waltons

Quelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

Am Walton‘s Mountain in Virginia lösten sich die Krisen der Großen Depression ab. Aber die TV-Großfamilie der Waltons verlor niemals ihre Zuversicht. Von der Serie, die genau vor 50 Jahren startete und zu der es jetzt Neuauflagen gibt, kann man Zuversicht lernen und wie man schlechte Zeiten übersteht.

„Gute Nacht, John Boy! – „Gute Nacht, Jim Bob“, – „Gute Nacht, Ma!“, „Gute Nacht, Pa!“ „Gute Nacht ...!“

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Es war ein anhaltendes Gute-Nacht-Wünschen am Ende einer „Waltons“-Folge. Es lebten ja auch eine Menge Leute im Dreigenerationenholzhaus. Wer in den frühen Siebzigerjahren TV-mäßig sozialisiert wurde, der kannte die sympathische Großfamilie aus den Blue Ridge Mountains. Obwohl man damals in jungen Jahren mit der Handlungszeit der Großen Depression weniger anfangen konnte als mit dem Wildwestflair vorhergehender ZDF-Sonntag-Spätnachmittagsserien – „Rauchende Colts“ (klassischer Gesetzeshüterwestern) und „Bonanza“ (Familiengeschichte um den Rancher Ben Cartwright und seine drei Söhne).

Heute stehen einem die Waltons näher. In unseren Zeiten, in denen eine Krise die nächste ablöst, hat man mehr gemein mit den Leutchen, die am Waltons Mountain im ländlichen Virginia wohnten. Sie waren eine Familie, die zusammenhielt, wenn die Dinge auch noch so schlecht liefen für die kleinen Leute.

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Die Waltons ließen sich von Krisen nicht aus der Ruhe bringen

Die Weltwirtschaftskrise bedrohte auch das kleine Sägewerk im Wald, aber die Waltons ließen sich niemals wirklich aus der Ruhe bringen. Streit, wenn es denn mal wirklich welchen gab, wurde gleich aus der Welt geräumt. Und abends rief man einander eben mit Wärme im Herzen „Gute Nacht“ zu. John-Boy (Richard Thomas), der älteste Sohn ging dann aber noch nicht ins Bett. Er schrieb auf, was wieder alles so passiert war in der Welt der Waltons, schrieb von ihrer Zuneigung füreinander, ihren Sorgen und Hypotheken.

Genau vor 50 Jahren startete die Gutfühlserie im amerikanischen Fernsehen. Zwischen 1972 und 1981 folgte Amerika den Waltons 221 Folgen lang durch die schweren Zeiten, schon zweieinhalb Jahre später tauchte die krisengebeutelte Großfamilie im ZDF auf. Heute liegen alle neun Staffeln auf DVD vor, zu streamen ist die Serie des Fernsehnetworks CBS derzeit bei Apple TV+ und bei Prime Video. Ein Blick in die gute Stube im Jefferson County kann nicht schaden. Von den Waltons lernen heißt Krise lernen.

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Zum Beispiel, dass Geld nicht das Wichtigste ist: Als wir die Waltons treffen, hat die Weltwirtschaftskrise voll durchgeschlagen. Die USA hatten seit dem Schwarzen Donnerstag (4. Oktober 1929) ein Viertel der Wirtschaftsleistung verloren, die Arbeitslosigkeit schoss in die Höhe. Bis Mitte der 30er-Jahre hatte der Dow Jones rund 90 Prozent seines Wertes eingebüßt, erst 1954 erreichte er wieder die einstigen Höhen. Familienoberhaupt John Walton (Ralph Waite) tut in diesen Tagen alles, um seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.

Er arbeitet klaglos über alle Maßen, die Dollarausbeute ist dabei weniger wichtig als die Aufrechterhaltung von Tugend und Anstand. Ist die Kasse leer, wird improvisiert.

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Gemeinschaftsgeist ist wichtig: Die ganze Gemeinde hilft zusammen, eine Kirche zu bauen. Das gemeinschaftliche Projekt zeigt familienübergreifend allen, dass es den meisten gleich schlecht geht. Und dass man zusammen trotzdem stark ist – mag die Not auch noch so bitter sein.

Man überlebt auch mit einer Portion Essen

Man greift in Krisenzeiten nicht zweimal zu: „Ich könnte noch ein Sandwich vertragen“, sagt Großpapa Zeb Walton. „Du bist derjenige am Tisch, der ein bisschen Hungern gut vertragen könnte“, erwidert Oma Esther. „Esther, wir müssen stark bleiben“, wendet ihr Gatte ein. „Stärke?“, hat sie das letzte Wort. „Ich glaube eher, du wirst schwach davon, dein ganzes Gewicht mit dir herumtragen zu müssen.“

Urlaub ist, was man daraus macht: Aus den Familienschriften von John-Boy-Walton: „Mein Vater sagte oft, er brauche nicht über die sieben Meere zu segeln oder mit den Adlern zu fliegen. Wenn er das große Abenteuer erleben wolle, dann brauche er nur morgens aufzuwachen. Seine Familie, seine Freunde oder ein Fremder, der die Straße entlangkäme, würden ihm dazu verhelfen.“ Geht auch mal ohne Malle.

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Es muss kein Mercedes sein: Die Waltons fuhren vornehmlich Ford, niemals das neueste Modell. John Waltons Pickup von 1929 war ein klappriges Gefährt, das ihn aber verlässlich überallhin brachte. Gewaschen wurden die Autos am Walton‘s Mountain auch nicht – der Staub verlieh ihnen den Straßenadel. Gilt auch heute wieder: Immer noch alle Woche Waschstraße? Ist nur was für Schaumschläger.

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Strom sparen dank Opa: Die Waltons hatten kein Telefon (konnten sie sich nicht leisten, wenn telefoniert werden musste, fuhr man zum Krämer Ike Godsey, der berechnete nichts dafür) und kein Fernsehen (gab‘s noch nicht). Geschichten erzählte stattdessen Opa Zeb auf der Veranda – und alle hörten zu, was er so erlebt hatte. Kann man sich das heute vorstellen? Einfach mal alle Bildschirme auslassen und die Sache mit dem eigenen Opa ausprobieren.

Die Großherzigkeit der Waltons baut den Deprimiertesten auf

Wenn die durchkommen, dann schaffen wir‘s auch: John Walton und seine Frau Olivia (Michael Learned) haben sieben Kinder: Mary Ellen, Erin, Elizabeth, John-Boy, Jason, Ben, Jim-Bob. Dazu kommen die bereits erwähnte Oma Esther und der hungrige Opa Zeb, weil damals Großeltern bis zum Ableben bei der Familie blieben und nicht in Lebensabendstätten verbracht wurden (die sich John und Olivia sowieso nie hätten leisten können). Sieht man den Waltons zu, wie sie zwar auf den Cent schauen müssen, aber meist glücklich wirken, und sogar noch Hund Reckless durchfüttern, oder gleich in der ersten Folge der ersten Staffel auch noch ein Findelkind bei sich aufnehmen, baut das noch den deprimiertesten Zuschauer auf.

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Tipp: Drei Folgen Waltons zum Jubiläum der Serie – und es geht jedem Doomscroller und Inflationszitterer besser. Weil alle vorstellbaren Unbilden, die über diese Familie hereinbrechen, ihnen nicht die Liebe zueinander, die Güte anderen Menschen gegenüber und die Bescheidenheit nehmen können. In der Depressionszeit à la Waltons wird dem Zuschauer zum einen zwar klar, dass diese Zeit kein Zuckerschlecken war. Aber auch, dass am Walton‘s Mountain selbst die Feldmäuse glücklich waren.

Zum Jubiläum gibt es neue Waltons-Verfilmungen

Passend zu unseren nicht ganz einfachen Zeiten gabs 2021 vom US-Sender The CW für die Weihnachtszeit 2021 ein TV-Special. In „The Waltons‘ Homecoming“ wird John-Boy (Logan Shroyer) von Mama Olivia (Bellamy Young) ausgeschickt, Vater John Walton (Ben Lawson) rechtzeitig zum Weihnachtsfest nach Hause zu bringen. Problem: Ein Schneesturm zieht auf. Bislang war der Film nur im US-Fernsehen zu sehen. Im Mai wurde mit „The Waltons: Thanksgiving“ ein weiterer TV-Film angekündigt (mit Richard Thomas als Erzähler). Ob eine neue Serie daraus wird, ist bislang offen.

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Nach ein paar Waltons-Binge-Wochen sollten Sie indes auf keinen Fall den Fehler begehen, John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“ von 1939 aus derselben Zeit zu lesen oder John Fords Verfilmung von 1940 anschauen. Die Geschichte der Familie Joad, die von ihrer Farm in Oklahoma vertrieben wird und hofft, eine Zukunft in Kalifornien zu finden, könnte Sie ziemlich runterziehen.

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Author: Barbera Armstrong

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